Gegenwart und Perspektiven
Vor mehr als einem Jahrzehnt wurde der arabische Kulturraum von einem Volksaufstand erschüttert, der seinen Anfang in Tunesien nahm. Blumige Begriffe begleiteten ihn, wie Arabellion oder auch Arabischer Frühling. Am Ende blieb de facto nur ein "Arabischer
Winter". Die Feuer lodern von der Türkei bis in den Sudan, von Libyen bis zum Golf. Das Epizentrum des großen Bebens befindet sich in und um Libanon, Syrien, Israel und dem Gaza-Streifen. In Syien bekämpft Diktator Assad sein 13 Jahren unerbittlich sein eigenes Volk. Das Regime überlebte bislang nur mit Hilfe der iranischen und russischen Alliierten. Gleichzeitig begab es sich in deren Abhängigkeit. Als der Krieg in Syrien ausbrach,kämpften die Kurden neben der syrischen Opposition gemeinsam gegen Assad. Rasch ergriffen die Kurden die Initiative und befreiten ihr Gebiet in Nord-Syrien auf eigene Faust von Assad. Sie erließen eine Verfassung, schufen Ministerien und ein Parlament. Sie trennten Religion und Politik, brachten den Frauen Gleichberechtigung, stellten eine eigene Armee zur Selbstverteidigung und zur Bekämpfung des sogenannten "Islamischen Staates" auf -und zur Abwehr der übergriffigen Türken. Seit dem Beginn des sogenannten "Arabischen Frühlings" stürzten in Nordafrika die Herrscher von Tunesien und Libyen, brach in der Nachfolge von Gaddafi ein anhaltender Bürgerkrieg aus. Ägypten kämpft mit ernsten Wirtschaftsproblemen, der Sudan mit aufständischen Milizen. Das riesige Land befindet sich am Rande einer humanitären Katastrophe. Israel, der fragile Brückenkopf des Westens am Mittelmeer, trägt seit der Bildung einer rechtsextremen Regierung zur regionalen Verunsicherung bei. Seit Frühjahr 2023 demonstrierte die israelische Zivilgesellschaft mehrmals pro Woche gegen die
Abschaffung der Demokratie. Das schwächte den Staat. Die Hamas-Terroristen erkannten die Lücke und drangen am 7. Oktober 2023 über die Nord-Grenze des Gaza-Streifens in die anliegenden Kibbuzim vor. In einem einzigartigen Blutrausch ermordeten sie rund 1200
Menschen, überwiegend Zivilisten, 260 von ihnen arg- und wehrlose Gäste eines Musik- Festivals. Mehr als 200 Opfer wurden von den Terroristen verschleppt. Bei der anschließenden - und noch anhaltenden - Vergeltungsaktion des israelischen Militärs kamen bereits mehr als 23 000 Palästinenser ums Leben, etwa zur Hälfte Kinder. Aus dem Libanon griff die schiitische Terror-Organisation "Hisbollah" mit Raketen an, aus dem Jemen die vom Iran ebenfalls unterstützten "Houthi". Das bringt die Region an den Rand eines überregionalen Konflikts. Die vor zwei Jahren begonnene Annäherung Israels an arabische Staaten ist bis auf weiteres vertagt. Erneut wurde die illegale Siedlungsstrategie der Israelis in der besetzten Westbank zu einem weltweiten Thema.Die Zwei-Staaten-Theorie kehrt als einzig mögliche Friedenslösung zurück.
Referent:
Wilhelm Dietl, 1955 geboren in Bad Kötzting.
seit 1971 Journalist, zuerst bei lokalen Zeitungen, ab 1977 Süddeutsche Zeitung,
dann bei politischen Magazinen (QUICK, Spiegel, Stern, Focus) und dem ZDF.
Von 1981 bis heute Autor von 19 zeitgeschichtlichen Büchern.
Langjährige Tätigkeit im privaten und staatlichen Sicherheitsbereich.
Schwerpunkte: Naher und Mittlerer Osten, Afghanistan, Terrorismus.
Veranstaltungsnr. |
3-30277 |
Datum |
Di 07.05.2024, 19.00 - 20.30 Uhr |
Ort |
Cham, Geistliches Zentrum der Redemptoristen |
Veranstalter |
Regionale KEB Cham, Geistliches Zentrum Cham
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